Schuld und Scham hatte ich bisher nicht wirklich auf dem Radar.

Klar, am Anfang der Diagnose meiner Krankheit. Ich habe mich mit jeder Zelle meines Körpers dagegen gewehrt, weil ich es nicht wahrhaben wollte. Ich habe Sturzbäche geheult, ich bin tausend Tode gestorben. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben richtig getrauert.

Und ich habe den Kampf aufgenommen. Es wird besser mit der Zeit haben sie gesagt. Das stimmt, es ist besser. Dieses Thema.

Die andere Diagnosen hängen damit zusammen und sie offenbaren jetzt Baustellen/Gefühle, die ich so vorher nicht kannte.

Ich bin immer noch kein Freund von Schuld und Scham. Sie nähren die Angst. Die kenne ich nur zu gut.

Neu ist für mich die Schuld und Scham der Anderen. Sie wird mir übergehalftert, obwohl ich gar nix damit zu tun habe. Ich kann damit nicht umgehen. Und es führt auch zu gar nix.

“Was habe ich falsch gemacht? Ich hätte viel früher...” Ja, hättest du. Ich ich hätte es dir in diesem Moment sagen können. Das wäre mein Moment gewesen. Habe ich aber nicht. Völlig falsches Setting.

Und diese Schuldzuweisung an dich, bringt mir gar nix. Der Zug ist längst abgefahren. Ich muss damit leben.

Das du dich schämst?

Ist deine Baustelle, nicht meine. Da kenne ich keine Gnade.